Am Wochenende des 7. und 8. Dezembers 2024 findet für heuer der letzte Popup-Modemarkt Edelstoff in der Marx Halle in Wien statt.
Seit gut zwei Jahrzehnten bilden Märkte eine Entwicklung ab, die sich auch in der Gesellschaft zeigt: Während die Mitte verschwindet, gewinnen Außenpositionen an Bedeutung. Im Falle des Konsumverhaltens bringen Soziologen und Wirtschaftsforscher gerne den Übergang von der Wohlstands- zur Überflussgesellschaft ins Spiel, der um die Jahrtausendwende stattgefunden hat. Dazu kommen neue Vertriebs- und Kommunikationswege der Online-Welt sowie eine generelle Ausdifferenzierung durch eine Welt, die immer mehr Menschen als unsicher und stressbeladen empfinden.
Am Beispiel der Modewelt lässt sich dies gut beobachten. Während Superfast Fashion-Unternehmen wie Shein oder Primark vorwiegend bei Jugendlichen mit niedrigen Preisen und wöchentlich wechselnden Kollektionen punkten, steht insbesondere im urban-kreativen Milieu Handgefertigtes wieder hoch im Kurs. Alles hingegen, was sich nicht klar entweder zu Quantität oder Einzigartigkeit bekennt, tut sich im gegenwärtigen Konsumumfeld schwer.
Kleine Strukturen liegen im Trend
Ein regelmäßiger Popup-Markt wie die Edelstoff hat sich dabei ganz klar auf die Nische fokussiert und ist mittlerweile durch seine vierteljährlichen Veranstaltungen zu einem Fixpunkt im Wiener Eventkalender geworden. Mit dem Termin kurz vor Weihnachten hoffen die Veranstalterinnen Simone Aichholzer und Sabine Hofstätter natürlich, günstige Bedingungen für die Standbetreiber zu ermöglichen, dient doch das Weihnachtsgeschäft vielen Kleinunternehmen als wichtigste Einkommensquelle des Jahres.
Genau solche Kleinunternehmen stellen nämlich die ausstellerseitige Kernklientel der Edelstoff. Sie erhalten dort die Möglichkeit, ihre Waren direkt an die Kundschaft zu verkaufen und im Rahmen dessen auch ein wenig Werbung für sich zu betreiben. Am Verkaufstisch von Mensch zu Mensch geht das immer noch besser als im hektischen Online-Getümmel, auch wenn der Verkauf über Online-Shops natürlich ein bedeutender Faktor gerade für Unternehmen ist, die sich einen eigenen physischen Verkaufsstandort nicht leisten können. Somit gilt auch für die Edelstoff selbst: der Kontakt zu den jungen Textilschaffenden darf nicht verloren gehen, um als vertrauenswürdig gelten zu können.
Junges Design in historischem Ambiente
Ein Faible für altes Gemäuer lässt sich bei Veranstaltungen wie der Edelstoff nicht leugnen. Die ersten vier Jahre nach Gründung hat die einstige Anker-Expedithalle im 10. Bezirk als Austragungsort gedient, seither ist es die Marx Halle, ebenfalls ein sachte gentrifizierter Industriebau aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, der heute als beliebte Eventlocation dient. Die Faszination dieser Gebäude erschließt sich alleine schon ob ihrer gewaltigen Raumhöhe und fragilen Eisenkonstruktion. Wie geschaffen für eine Veranstaltung, die gelebte Nachhaltigkeit verkörpert.
Im Gegensatz zu marktbeherrschenden Modeunternehmen, die ihre Textilwaren unter teils fragwürdigen Umständen in Niedriglohnländern fertigen lassen, sind die Produkte auf der Edelstoff durchweg mit eigenen Händen entstanden, zu einem Gutteil unter Nutzung bereits vorhandener Textilien. Das ermöglicht eine gezielte Minimierung des Ressourcenbedarfs und schenkt bereits Vorhandenem neues Leben. Ein Punkt, der dem Edelstoff-Publikum natürlich bekannt und wichtig ist. Bewerbungen für den ersten Termin in kommenden Jahr, den 8. und 9. März 2025, können bereits eingereicht werden.
Foto: Philipp Lipiarski
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Quelle: Messe & Event Magazin